Eine der meist gefürchteten Fragen im Vorstellungsgespräch widmet sich den Stärken und Schwächen des Bewerbers. Die Stärken fallen meistens noch recht leicht. Geht es jedoch um die Schwächen, begibst du dich – wie jeder Bewerber – auf dünnes Eis. Lese weiter unten, wie du im Vorstellungsgespräch Schwächen formulieren kannst, ohne dass dir dadurch ein Nachteil entsteht.
Inhalt
- Warum werden beim Vorstellungsgespräch Schwächen erfragt?
- Vor dem Vorstellungsgespräch: Finde deine Stärken und Schwächen heraus
- Worauf kommt es bei der Selbsteinschätzung im Einstellungsgespräch an?
- Vorstellungsgespräch Schwächen: Erfülle die wichtigsten Anforderungen des Jobs
- Welche Antwort auf die Frage nach Schwächen im Vorstellungsgespräch?
- Vorstellungsgespräch Schwächen Beispiele – Liste für positives Erwähnen von Schwächen im Vorstellungsgespräch
- Vorsicht: Fangfragen bei Bewerbungsgespräch Schwächen
- Fazit Vorstellungsgespräch Schwächen
Warum werden beim Vorstellungsgespräch Schwächen erfragt?
Obwohl sich vermutlich jeder Unternehmer die eierlegende Wollmilchsau wünscht, müssen auch Personalentscheider sich damit abfinden: Kein Mensch ist perfekt und fehlerfrei! Ein paar kleinere Schwachpunkte beim Bewerber sollten nicht zwingend zur Absage führen.
Trotzdem ist es verständlich, wenn beim Vorstellungsgespräch Schwächen des Bewerbers zur Sprache kommen, weil der Personalentscheider danach fragt. Der Personaler bezweckt mit der heikeln Fragestellung, zwei aussagekräftige Informationen über dich herauszufinden:
In welchen Bereichen hast du eine Schwäche?
Wie gehst du mit deinen Schwachpunkten um?
Es ist vollkommen nachvollziehbar, dass du ungern “Geständnisse” über deine Schwachpunkte machen willst. Aber Bewerber, die selbstüberzeugt von sich behaupten, keine Schwächen zu haben, fallen bei Personalern regelmäßig durch und bekommen eine Absage. Zeigst du jedoch, dass du selbstreflektierend, kritikfähig und motiviert bist, an deiner Persönlichkeit zu arbeiten, gelingt es dir, deinen Gesprächspartner positiv zu beeindrucken.
Vor dem Vorstellungsgespräch: Finde deine Stärken und Schwächen heraus
Noch bevor dein Einstellungsgespräch stattfindet, gehe selbstkritisch in dich und reflektiere über deine individuellen Stärken und Schwächen. Dabei können dich übrigens Familienangehörige und Freunde unterstützen. Bitte Personen, die dich gut kennen, eine Liste mit deinen positiven und negativen Eigenschaften anzufertigen. So bekommst du eine Resonanz, wie deine Wirkung auf andere Menschen ist. Selbstverständlich fertigst du eine Selbsteinschätzung über dich an, die du mit den Ergebnissen deines Umfeldes vergleichen kannst.
Worauf kommt es bei der Selbsteinschätzung im Einstellungsgespräch an?
Fragt der Personaler im Vorstellungsgespräch Schwächen und Stärken ab, will er nichts Allgemeines hören (z. B. Vorliebe für Schokolade, wenig Ausdauer im Fitnesscenter). Bei der Einschätzung deiner Schwächen geht es ausschließlich um Informationen, die für Beruf, Arbeitsverhältnis sowie das Zusammenarbeiten mit Vorgesetzten und Arbeitskollegen relevant sind.
Dazu zählen beispielsweise diese Eigenschaften und Fähigkeiten:
Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit, Auffassungsgabe
Gründlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, soziale Kompetenzen
Hinzu kommen je nach Beruf weitere spezifische Eigenschaften wie etwa:
Schnelligkeit, körperliche Ausdauer, Einfühlungsvermögen
Kreativität, technisches Verständnis, gutes Gedächtnis
besonders hohe Konzentrationsfähigkeit, Sauberkeit am Arbeitsplatz
Mach es dir leicht: Setze dich bereits vor deiner Bewerbung mit dem Beruf und der Stellenausschreibung auseinandersetzen. Überlege dir, ob du grundsätzlich die Anforderungen des Jobprofils erfüllen und dich mit dem Unternehmen und seiner Philosophie identifizieren kannst. Denn damit hast du bereits eine gute Basis für eine erfolgreiche Bewerbung gelegt.
Vorstellungsgespräch Schwächen: Erfülle die wichtigsten Anforderungen des Jobs
Um auf die Frage nach starken Seiten und Schwachstellen möglichst vorteilhaft zu antworten, musst du wissen, was für die vakante Arbeitsstelle bzw. Ausbildungsstelle, die Position und das Unternehmen wichtig ist.
In einem technischen Beruf sind technisches Verständnis und meist auch Genauigkeit unverzichtbare Grundvorraussetzungen.
In sozialen Berufen sind Empathie, Geduld und Teamfähigkeit unumgänglich.
Für eine Werbeagentur musst du Teamplayer sein und über eine schier unerschöpfliche kreative Ader verfügen.
Als Vorgesetzter benötigst du zwingend soziale Kompetenzen und Durchsetzungskraft.
Da du wahrscheinlich ohnehin die Grundvorraussetzungen für das Stellenprofil erfüllst, wirst du sicherlich kein Problem damit haben, dem Personaler deine positiven Seiten als Mitarbeiter zu benennen. Deine Schwachstellen sollten natürlich nicht in den Bereichen der wichtigsten Anforderungen liegen.
Als Handwerker oder Automechaniker dürfen technisches Verständnis und Genauigkeit selbstverständlich nicht zu deinen Schwachpunkten zählen.
In sozialen, pflegenden oder heilenden Berufen wäre Ungeduld als Schwäche völlig fehl am Platz.
Ebenfalls sind k.o.-Schwächen tabu. Wer angibt, oft zu verschlafen, langsam zu arbeiten oder häufig krank zu sein, verspielt jegliche Chance auf ein positives Ergebnis.
Welche Antwort auf die Frage nach Schwächen im Vorstellungsgespräch?
Menschen, Stellenausschreibungen, Jobprofile und Unternehmen sind verschieden – daher gibt es keine pauschale Formulierung, mit der du eine Schwäche positiv ansprechen kannst. Auch lässt sich nicht verallgemeinern, welche Schwachstelle für dein Vorstellungsgespräch unproblematisch oder verhängnisvoll sein wird. Allerdings gibt es drei Tipps, die du unbedingt beachten solltest.
Tipp 1 Vorstellungsgespräch Schwächen: Stehe zu deinen Schwächen und sei ehrlich
Beim Bewerbungsgespräch ist Ehrlichkeit gern gesehen und häufig ein überzeugendes Argument. Versetze dich in die Lage deines Gesprächspartners. Ob Chef oder Personaler – sei dir sicher, dass du dich mit einer Person unterhälst, die bereits viele Vorstellungsgespräche geführt und somit eine gute Menschenkenntnis hat. Schon die kleinste Geste kann dich verraten, wenn du beim Einstellungsgespräch schummelst oder lügst. Würdest du so jemanden einstellen?
Verheimlichst du deine Schwächen verheimlichen und erfindest harmlose Mankos, um dir die Arbeitsstelle zu sichern, kann dies funktionieren. Allerdings musst du damit rechnen, dass die Schummelei bei deinem neuen Arbeitgeber auffällt. Wirst du innerhalb der Probezeit gekündigt, wirkt sich dies auf deine nächsten Bewerbungen und deinen Lebenslauf aus. Ein kurzes Arbeitsverhältnis sowie ein schlechtes Arbeitszeugnis können zu Stolpersteinen in deiner beruflichen Karriere werden.
Daher stehe zu deinen Schwachpunkten, aber gehe richtig damit um.
Tipp 2: Ergänze deine Schwächen im Vorstellungsgespräch mit überzeugender Lösung
Es erweisen sich im Vorstellungsgespräch Schwächen meist nur dann als schwerwiegender Nachteil, wenn sie nicht im Zusammenhang mit einer positiven Lösungsidee und einer bereits erzielten Verbesserung erwähnt werden. Zwar werden wir dir gleich noch einige Beispiele nenne, doch vorab möchten wir dir das flexible Grundgerüst einer positiven Formulierung aufzeigen:
Individuelle Schwäche + Relativierung + Kompensationsstrategie
Tipp 3 Vorstellungsgespräch Schwächen: Vermeide das Wort ‘aber’
Das Wort ‘aber’ als Bindeglied zwischen individueller Schwäche und Relativierung erweckt häufig den üblen Beigeschmack einer Rechtfertigung oder erzeugt den Eindruck einer leeren Worthülse. Deshalb mache dich mit positiven Formulierungen vertraut. Zur Inspiration folgen ein paar beispielhafte Ideen.
Vorstellungsgespräch Schwächen Beispiele – Liste für positives Erwähnen von Schwächen im Vorstellungsgespräch
Wie deine Botschaft bei deinem Gesprächspartner ankommt, hängt stark von deiner Formulierung ab. Formuliere die Sätze geschickt, so dass sie immer mit einer positiven Aussage enden. Außerdem punktest du mit Glaubwürdigkeit, wenn du deine Kompensationsstrategie bereits vor dem Vorstellungsgespräch tatsächlich anwendest, um deine Schwächen auszugleichen.
Du bist Perfektionist und nimmst dir gerne Zeit für wichtige Aufgaben
Mir ist sehr daran gelegen, meine Arbeit so sorgfältig wie möglich zu erledigen. Wenn das Zeitfenster es zulässt, nehme mir gerne auch mal mehr Zeit. Ist die Zeit knapp oder es gibt noch viel zu tun, achte ich darauf, anstehende Arbeiten gut und schnell zu erledigen.
Als Perfektionist behält du die Wirtschaftlichkeit im Auge
Sehr gerne arbeite ich besonders gründlich und gebe mir bei einer anspruchsvollen Aufgabenstellung große Mühe. Mit Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit fokussiere ich mich bei Zeitmangel / bei hoher Auftragslage auf eine zufriedenstellende Erledigung, um das Zeitmanagement einzuhalten.
Deine Fremdsprachenkenntnisse sind ausbaufähig
Mein Englisch / Französisch ist noch nicht ganz so gut, wie ich es mir wünsche. Da es mir wichtig ist, meine Fremdsprachenkenntnisse kontinuierlich auszubauen, lese ich viel in der Sprache und plane bereits eine Sprachreise.
Dir fehlt noch wichtige Berufserfahrung
Bisher hatte ich altersbedingt / wegen meiner gerade abgeschlossenen Ausbildung / wegen meiner beruflichen Umorientierung noch nicht so viele Gelegenheiten, in meinem Beruf Erfahrung zu sammeln. Da ich mich gerne weiterentwickeln möchte und es mir leicht fällt, mich auf neue Situationen einzustellen und zu lernen, würde ich mich sehr freuen, in Ihrem Team meine Lernfähigkeit und Zuverlässigkeit unter Beweis stellen zu dürfen.
Du bist vergesslich
Hin und wieder kann es vorkommen, dass ich mal etwas vergesse. Daher habe ich mir angewöhnt, eine To-do Liste / einen Terminkalender anzulegen, in die / den ich vorsorglich alle wichtigen Termine und Aufgaben notiere. Der Umgang mit der To-do Liste / dem Terminkalender ist mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen.
Du telefonierst nicht gerne
Das Telefonieren gehört nicht unbedingt zu meinen Stärken. Dies kompensiere ich damit, dass ich mir einen kleinen Leitfaden erstellt habe, auf den ich bei geplanten und spontanen Telefonaten jederzeit zurückgreifen kann.
Dir fällt das Reden vor einer Menschenmenge schwer
Wenn ich vor Publikum rede, fällt mir dies nicht immer leicht. Um selbstsicherer frei reden zu können, habe ich einen Rhetorik-Kurs besucht. Inzwischen habe ich bereits einige Gelegenheiten gehabt, die erlernten Kursinhalte positiv anzuwenden. (Achtung: Bei dieser Antwort wird der Personalentscheider wahrscheinlich nachfragen, welche Tipps du realisiert oder wo du Gelegenheit zum Üben hast.)
Du lässt dich leicht ablenken
Manchmal lasse ich mich ablenken. Daher habe ich mir angewöhnt, Störfaktoren wie zum Beispiel das Handy während der Arbeit auszuschalten. (Auch hier solltest du mit der Formulierung vorsichtig sein. Benötigst du das Handy für die Arbeit, ist dieses Beispiel nicht anwendbar. Dafür kannst du argumentieren, dass du ablenkende Dinge vom Schreibtisch verbannst.)
Du bist sehr emotional und einfühlsam
In der Zusammenarbeit mit Menschen bin ich manchmal zu verständnisvoll, da ich niemanden gegen den Kopf stoßen will. Wenn es darauf ankommt, Probleme anzusprechen und konstruktive Lösungen zu schaffen, gelingt es mir, zielführend das Gespräch zu suchen.
Ungeduld als Schwäche
Es kann schon mal vorkommen, dass ich ungeduldig bin und ich mir ein schnelles Ergebnis oder Vorankommen wünsche. In einer solchen Situation mache ich mir bewusst, dass eine zufriedenstellende Dienstleistung / ein hochwertiges Produkt / gute Arbeit nicht immer unter unnötigem Zeitdruck zu erledigen ist.
Du kannst dich am besten konzentrieren, wenn du alleine bist
Generell bin ich teamfähig. Manchmal kommt es vor, dass ich eine tolle Idee oder eine kreative Lösung erst einmal im Kopf bearbeite, mich kurz zurückziehe oder mich zunächst mit einem Kollegen austausche, bevor ich meine Lösungsvorschläge / Gedanken mit dem Team bespreche.
Vorsicht: Fangfragen bei Bewerbungsgespräch Schwächen
Da jeder Bewerber sich akribisch auf die Frage nach individuellen Schwächen vorbereitet, greifen Chefs und Personalentscheider mittlerweile tief in die Trickkiste. Statt nach Schwachpunkten zu fragen, erkundigen sie sich durch Fangfragen, bei denen ebenfalls geschickte Antworten zu empfehlen sind.
Beispiele für typische Fangfragen im Vorstellungsgespräch:
Was finden Sie an Ihrem ehemaligen Arbeitgeber nicht gut?
Was können Sie bei Kollegen gar nicht leiden?
Wie gehen Sie damit um, wenn ein Kollege / Vorgesetzter Sie kritisiert?
Auf solche Fangfragen kannst du durchaus deine Ansicht vertreten – aber bitte mit solchen Beispielantworten:
Der Leistungsdruck bei meinem früheren Arbeitgeber war sehr hoch, was letztlich aber auch die Leistung des Teams steigerte und das Unternehmen nach vorne brachte.
Kein Mensch ist perfekt und jeder hat seine Stärken und Schwächen. Daher fokussiere ich mich lieber auf die Stärken meiner Kollegen.
Kritik bietet immer die Chance auf Verbesserung. Deshalb höre ich mir an, was der Kollege / Vorgesetzte zu sagen hat und reflektiere, was ich künftig besser machen kann.
Fazit Vorstellungsgespräch Schwächen
Vorstellungsgespräch Schwächen – Ehrlich währt am längsten. Wenn du dich offen, glaubwürdig und authentisch im Einstellungsgespräch verhälst, bieten gerade deine Schwachpunkte großes Potenzial, deinen Gesprächspartner davon zu überzeugen, dass du die richtige Mitarbeitern oder der richtige Mann für das Unternehmen bist.
Denn wer kritikfähig und einsichtig ist, gilt als angenehmer und zuverlässiger Teamplayer, mit dem man gerne und gut zusammenarbeitet. In jedem Fall lohnt es sich das Vorstellungsgespräch gut vorzubereiten. Weitere Tipps findest du hier: insti.de/bewerbung/vorstellungsgespraech-vorbereitung/
Mehr Infos: https://insti.de/category/bewerbung/vorstellungsgespraech/